Samstag, 2. Mai 2009
Fliegen
Nachdem ich mir heute abend zwei Tüten mit meiner besten Freundin gebaut und diese eigentlich allein geraucht hab, weil sie auf einmal von der Lust und der Kraft verlassen wurde und eingeschlafen ist, bin ich auf die grandiose Idee gekommen, mit ihrem Rad nach Hause zu fahren. Und das war bisher eine meiner besten Ideen! Der Weg von meiner besten Freundin zu mir fällt nämlich sehr steil bergab. Es ist jedes mal eine Qual, für jemanden wie mich, mit einer Ausdauer in den Startlöchern, dort hochzuradeln. Da das Rad aber schon an Ort und Stelle stand und es bergab ging, musste ich also bloß 100 Meter die Ausfahrt rausstrampeln und schon ging es los. Erst war es bloß die Absicht, auf schnellstem Weg nach Hause zu kommen, die mich auf das Rad schwingen ließ, aber als ich ganz oben am Berg stand, schoss mir plötzlich das Adrenalin in den Körper und mir wurde bewusst, dass das extrem lustig werden könnte :D Ich hab meinen Fuß also auf dem Pedal positioniert, tief luft geholt und mich mit dem anderen Fuß abgestoßen. Mein Rad und ich fuhren also über die höchste Stelle des Hügels und von da an hatte ich keine Kontrolle mehr über mich. Als es immer schneller wurde, stieß ich sogar einen kurzen, lauten Schrei aus, bevor mir in den Sinn kam, der Nachbarn wegen lieber leise zu sein und für einen Moment dachte ich wirklich, ich würde fliegen. Wenn ich grade so darüber nachdenke, erinnerte es wohl eher an die Szene aus "Wer früher stirbt ist länger tot", in der die alte Dame auf dem Sterbebett den Hügel runterfährt, lol. Puh, gut, dass es ein Fahrrad war, ich 18 Jahre jung bin und noch mein ganzes Leben vor mir habe :) Es war das befreiendste Gefühl seit langem. Obwohl vor einigen Tagen der ganze Stress von mir abfiel, nachdem ich monatelang mit den Nerven am Ende war, ist mir erst heute während dieses "Fliegens" bewusst geworden, wie frei ich nun endlich bin. Ich hätte in den paar Minuten die ganze Welt umarmen können. Es ging richtig lang sehr steil nach unten und ich hatte das exzessive Bedürfnis, das Lenkrad loszulassen und meine Arme auszustrecken. Nach wenigen Sekunden freihändigem Fahrens meldete sich mein Gehirn aber wieder: "Hey L! Du fährst grad bekifft nen fetten Berg runter! Nimm deine Hände wieder an den Lenker!" Und da hatte ich den riesen Hügel eh schon hinter mir und ich wurde langsamer. Am liebsten wär ich gleich nochmal runtergefahren, wenn ich nicht gezwungen gewesen wäre, das Ding vorher wieder hinaufzuschieben.

Nachdem ich, übers ganze Gesicht strahlend, mein Rad in unserer Einfahrt geparkt und 10 minuten meinen Schlüssel in der Tasche gesucht habe, sitze ich jetzt mal wieder hier. Vorm Computer im Büro meines Vaters. Das ganze Haus schläft schon und ich lasse meinen Tag nochmal Revue passieren.
Falls tatsächlich jemand meinen Schrei gehört, die rollos hochgemacht und mich, eindeutig bekifft, schreiend einen Berg hinunterrasen gesehen haben sollte, wird es beim Bäcker morgen früh ohnehin als Thema des Tages behandelt. Was wäre unser Dorfleben ohne zwei, drei Skandale im Jahr von meiner Seite?!

Entschuldigt Rechtschreibfehler, das gute Gras wirkt immer noch etwas.

Adios
Miss Thingummy

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